Bereits seit den Versuchen von Olds und Milner (1954) zur elektrischen Stimulierbarkeit des Gehirns von Ratten sind an der grundsätzlichen Steuerbarkeit unseres Verhaltens durch einen "freien Willen" erhebliche Zweifel angebracht. So beobachteten die beiden Forscher, dass Ratten, die sich elektrische Reize in das Septum per Hebeldruck selbst verabreichen konnten, dies bis zu 5.000-mal pro Stunde taten – sie drückten den Hebel bis zur völligen Erschöpfung, wurden also süchtig nach Stromschlägen. Olds und Milner sind dabei zufällig auf das "Belohnungszentrum" des Gehirns gestoßen, für unser Verhalten essentielle Anteile des Gehirns, die heute auch als "Limbisches System" bezeichnet werden (http://de.wikipedia.org/wiki/Limbisches_System). Da derartige Untersuchungen aus ethischen Gründen nicht an Menschen durchgeführt werden können, wurde beim Menschen bisher auf Forschungsergebnisse zurückgegriffen, die bei Hirnverletzungen gewonnen werden konnten. Ein berühmtes Beispiel ist hier Phineas Gage, der 1848 bei der Konstruktion einer Bahnlinie eine nicht-lethale Hirnverletzung erlitt, bei der die Verbindung zwischen seinem Vorderhirn und dem limbischen System zerstört wurde (http://en.wikipedia.org/wiki/Phineas_Gage). Trotz der Intaktheit seines Frontalhirns war sein normales Verhalten und seine Persönlichkeit zerstört. Eine Zusammenschau dieser Ergebnisse mit solchen moderner bildgebender Verfahren (http://www-psych.stanford.edu/~knutson/bad/erk02.pdf) sowie mit der Forschung von Seligman zur Erlernten Hilflosigkeit (http://de.wikipedia.org/wiki/Erlernte_Hilflosigkeit) und den Problemen unseres evolutionär "alten" Gehirns in modernen Lebensumständen (z.B. Adipositas, vgl. http://www.aerzteblatt.de/pdf/100/20/a1354.pdf) lässt vermuten, dass "wir" uns nicht selbst steuern können, wenn wir mit "wir" unsere frontalhirnbasierte Vernunft meinen.
Wir unterliegen der Kontrolle steinzeitlicher Motivatoren, die unserer "Vernunft" vorausgehen. Unsere kognitiven Fähigkeiten sind lediglich der verlängerte Arm für diese Triebe. Ohne und gegen sie können wir nicht leben. Versuche, gegen sie anzukämpfen sind absurd und offensichtlich zum Scheitern verurteilt wie Umweltschutz, Nächstenliebe oder Selbstlosigkeit. Der Mentaldelinquent muss jedoch gerade deswegen hart bestraft werden, weil er dies erkannt hat und öffentlich propagiert. Damit stellt er unsere gesamte gesellschaftliche Grundordnung in Frage und zwingt uns, unser eigener Verhalten zu hinterfragen. Und das können und wollen wir niemals zulassen!
Näheres zu
...den Ratten-Versuchen von Olds und Milner
http://www.bmi.gv.at/oeffentlsicherheit/2006/05_06/Wirkung_von_Drogen.pdf
...Aufbau des Gehirns
http://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn
http://www.tk-online.de/rochelexikon/pics/s13048.000-3.html#
...Verhältnis Gehirn und Seele
http://home.arcor.de/eberhard.liss/hirnforschung/roth-gehirn+seele.htm
...Entstehung des Gehirns
http://www.bmbf.de/pub/kosmos_gehirn.pdf
...Elektrischer Gehirnstimulation
http://www.wireheading.com/brainstim/
http://www.pubmedcentral.nih.gov/picrender.fcgi?artid=1188317&blobtype=pdf
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